Bestandspufferung vs. Prozesspufferung bei der ERP-Implementierung

Kürzlich stieß ich auf einen interessanten Gedanken eines alten Freundes, eines Mitbegründers und führenden Unternehmens im Einzelhandel. Er sagte: „ Anstatt Waren zu horten, um die Qualität zu ‚puffern‘, sollte man den Prozess selbst puffern. “
Zuerst war ich überrascht. Soweit ich mich erinnern kann, haben die meisten Branchen, insbesondere die Fertigungsindustrie, der Vertrieb und der Einzelhandel, immer zusätzliche Lagerbestände vorgehalten, um Nachfrageschwankungen abzufedern, Engpässe zu vermeiden und Produktionsrückstände zu verhindern. Dies war gängige Praxis, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Die Umstellung auf Pufferprozesse ist jedoch eine große Veränderung und keine leichte Aufgabe. Daher ist es aus Gründen der Einfachheit immer bequemer, sich auf Lagerbestände zu verlassen, anstatt Pufferprozesse einzuführen.
Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass ERP-Lösungen (wie Infor LNCE) Unternehmen dabei helfen, sich von übermäßigen Lagerbeständen zu lösen und sich stattdessen auf die Optimierung und den Ausgleich von Prozessen zu konzentrieren. Natürlich geschieht dieser Wandel nicht von allein; er erfordert zusätzlichen Aufwand und Engagement. Ein ERP-System kann diesen Übergang jedoch deutlich erleichtern. Daraus ergab sich eine wichtige Frage: Wenn die Reduzierung der Lagerhaltung so vorteilhaft ist, warum setzen manche Branchen weiterhin darauf, während andere sie gänzlich vermeiden?
Nicht jede Branche legt Lagerbestände an.
Die Bevorratung ist in vielen Branchen üblich, aber nicht alle Unternehmen verfolgen diesen Ansatz. Diejenigen, die ihn verfolgen, haben unterschiedliche Gründe dafür, wie zum Beispiel:
- Wir halten zusätzliche Lagerbestände bereit, um defekte Artikel aufgrund von Qualitätsproblemen zu ersetzen.
- Um Verzögerungen durch lange Lieferzeiten zu vermeiden, bestellen wir in großen Mengen.
- Vorratshaltung, um zu verhindern, dass die Produkte bei unerwarteten Nachfragespitzen ausgehen.
- Um Ineffizienzen zu vermeiden oder Kosten zu senken, wird mehr produziert als nötig.
Branchen wie die On-Demand-Fertigung oder die Hightech-Branche stehen hingegen vor anderen Herausforderungen. Sie können es sich nicht leisten, Lagerbestände anzulegen, da Produkte ablaufen oder veralten können. Dennoch müssen auch sie die gleiche Herausforderung meistern: Qualität und reibungslose Abläufe ohne unnötige Kosten zu gewährleisten.
Lagerhaltung – Vor- und Nachteile
Vorteile
- Dient als Sicherheitsnetz bei Qualitätsproblemen oder Lieferverzögerungen.
- Hält die Produktion auch in unsicheren Märkten aufrecht.
- Kann zu Mengenrabatten führen.
Nachteile
- Bindet Betriebskapital, das anderweitig eingesetzt werden könnte.
- Erhöht die Kosten für Lagerung, Versicherung und Wartung.
- Es besteht die Gefahr von Verschwendung oder veralteten Lagerbeständen, insbesondere in sich schnell verändernden Branchen.
- Masken beheben Ineffizienzen, anstatt sie zu lösen.
Die Bevorratung bietet zwar Vorteile, birgt aber auch Herausforderungen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Reduzierung der Abhängigkeit von Überbeständen liegt in einem schrittweisen, strukturierten Vorgehen, bei dem Veränderungen phasenweise und nicht abrupt erfolgen. So können Unternehmen Stabilität bewahren und gleichzeitig ihre Prozesse sukzessive optimieren.
Phase 1: Bestandsmanagement während der ERP-Implementierung
Die Einführung eines ERP-Systems wie Infor LNCE ist ein bedeutender Schritt. Obwohl sie langfristig zu mehr Effizienz führt, müssen Unternehmen während der Übergangsphase ihre Lagerbestände sorgfältig verwalten.
Zyklische Inventuren und Pufferbestandsmanagement
- Führen Sie vor der Inbetriebnahme Stichprobeninventuren durch, um die Bestandsgenauigkeit sicherzustellen.
- Halten Sie einen Pufferbestand bereit, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, während sich die Teams an neue Arbeitsabläufe und Automatisierungen anpassen.
- In einigen Branchen – wie der Automobil-, Luft- und Raumfahrt- sowie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie – gelten aus Sicherheits- und Compliance-Gründen strenge Anforderungen an die Lagerhaltung, weshalb ein Pufferbestand unerlässlich ist.
Warum mit Pufferbeständen anfangen?
- Gewährleistet Stabilität bei der Anpassung an neue ERP-Prozesse.
- Erfüllt die branchenspezifischen Vorschriften, die vordefinierte Sicherheitsbestände erfordern.
- Gewährleistet einen reibungslosen Ablauf während der Übergangsphase.
Sicherheitsbestände sollten jedoch keine langfristige Lösung darstellen. Zwar bieten sie kurzfristige Stabilität, doch eine zu lange Nutzung führt zu hohen Lagerkosten, Kapitalbindung und versteckten Ineffizienzen. Um eine nachhaltige und kostengünstigere Lösung zu schaffen, müssen Unternehmen schrittweise auf Prozesspufferung umstellen und mithilfe von Technologie die Effizienz der Lieferkette verbessern, anstatt sich nur auf die Lagerbestände zu konzentrieren.
Phase 2: Umstellung auf Prozesspufferung mit ERP
Sobald das ERP-System stabil läuft, können Unternehmen von der Abhängigkeit von Überbeständen zur Prozessoptimierung übergehen. Mit den fortschrittlichen Funktionen von LNCE können Unternehmen eine agilere und reaktionsschnellere Lieferkette aufbauen.
Wie LNCE die Prozesspufferung unterstützt
- Bestandsverfolgung in Echtzeit – Anstatt Überbestände anzulegen, nutzen Unternehmen Live-Daten für eine präzisere Bestandskontrolle.
- Automatisierte Nachbestellung – Bestellt Waren nach Bedarf (JIT), nicht nur für den Fall (JIC).
- Planung & Terminierung – Optimiert die Produktion, um überschüssige Lagerbestände zu reduzieren.
- Zusammenarbeit und Transparenz mit Lieferanten – Durch integrierte Systeme arbeiten Unternehmen eng mit ihren Lieferanten zusammen, um Last-Minute-Lagerbestände zu vermeiden.
Diese Funktionen ermöglichen es Unternehmen, unnötige Lagerbestände zu reduzieren und gleichzeitig einen reibungslosen und effizienten Betrieb sowie die Aufrechterhaltung der Qualität zu gewährleisten.
Bestands- und Prozesspufferung ausgleichen
Während der ERP-Implementierung:
- Zählen Sie den Lagerbestand und halten Sie einen Reservebestand bereit, um einen reibungsloseren Übergang zu gewährleisten.
- Geben Sie den Teams Zeit, sich an die neuen ERP-Prozesse und die Automatisierung anzupassen.
Nachdem der ERP-Wert stabil ist:
- Schrittweise Umstellung auf Prozesspufferung unter Verwendung von Echtzeitdaten, Produktionsplanung und automatisiertem Bestellprozess.
- Überschüssige Lagerbestände reduzieren und gleichzeitig einen effizienten und gesetzeskonformen Betrieb gewährleisten.
Abschließender Gedanke: Bestandsabstimmung mit ERP
ERP beschränkt sich nicht nur auf die Implementierung von KI, die Digitalisierung von Dashboards oder die Modernisierung veralteter Arbeitsabläufe; es geht vielmehr darum, die Arbeitsweise von Unternehmen grundlegend zu überdenken und neu zu gestalten. Auch wenn die Bevorratung mit zusätzlichen Waren zunächst sicher erscheint, führt die Fokussierung auf Prozessoptimierungen zu langfristigen Einsparungen und höherer Effizienz.
Was meinen Sie? Ist es besser, sich auf einen ausreichenden Lagerbestand zu verlassen, um Herausforderungen zu bewältigen, oder den Fokus auf die Optimierung von Prozessen zu legen, um die Abläufe zu verbessern?
Wir freuen uns auf Ihre Meinung! Haben Sie ähnliche Herausforderungen bei ERP- oder Supply-Chain-Transformationen erlebt? Teilen Sie uns Ihre Gedanken mit!
Verfasst von Amit Kumar
10. März 2025