Infor LN CE und das Konzept des zusammensetzbaren ERP-Systems

Bei der Implementierung eines ERP-Systems beobachten wir häufig, dass die implementierten Features und Funktionen eher von der komplizierten Struktur der ERP-Basisanwendung als von den eigentlichen Geschäftsprozessanforderungen bestimmt werden.

Die Frage „Was ist besser?“ ist hier nicht so relevant, da die Antwort im Implementierungsprozess liegt. Manchmal schlagen Berater vor, den Prozess zu ändern, manchmal das System selbst, um eine reibungslose und harmonisierte Funktionsweise zu erreichen. Berater sind der Ansicht, dass ERP-Implementierungen üblicherweise so durchgeführt werden, und arbeiten einfach weiterhin so. Dies führt jedoch zu der Diskussion: Benötigen Unternehmen (und damit meinen wir auch größere Betriebe) wirklich die schweren, monolithischen ERP-Anwendungen (mit ihren Kompromissen und Zugeständnissen hinsichtlich Prozessen und Systemen)? Können wir nicht besser nur das implementieren und nutzen, was wir benötigen, anstatt uns mit der Anschaffung und Implementierung dieser großen, komplexen Systeme zu befassen?

Im Kontext von ERP-Systemen bezeichnet der Begriff „Composable ERP“ einen Ansatz, der Modularität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit betont. Anders als traditionelle, monolithische ERP-Systeme, die eng integriert und oft unflexibel sind, ermöglichen Composable ERP-Systeme Unternehmen, einzelne Komponenten oder Module nach Bedarf auszuwählen, zu implementieren und zu aktualisieren. So entsteht ein System, das exakt auf die spezifischen Prozesse und Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten ist.


Hauptmerkmale von Composable ERP

  • Modulare ERP-Systeme bestehen aus verschiedenen Komponenten wie Finanzen, Lieferkette, Personalwesen und CRM oder sogar kleineren Einheiten wie Rechnungsstellung, Auftragserfassung und Auftragsplanung, die jeweils unabhängig voneinander funktionieren. Unternehmen können so nur die benötigten Komponenten auswählen, anstatt alle gleichzeitig nutzen zu müssen.
  • Prozessorientiert: Indem man sich auf die Geschäftsprozessanforderungen und den Geschäftsprozessablauf konzentriert, wie er vom Unternehmen benötigt wird, werden nur die erforderlichen ERP-Komponenten ausgewählt und konfiguriert.
  • Interoperabilität Diese Teile oder Module sind so konzipiert, dass sie reibungslos zusammenarbeiten und sich auch problemlos mit anderen Systemen verbinden lassen, sodass alles wie ein einziges System funktioniert.
  • Skalierbarkeit Wenn Unternehmen wachsen oder sich verändern müssen, können sie problemlos Teile des Systems hinzufügen oder aktualisieren, ohne von Grund auf neu beginnen zu müssen.
  • Flexibilität Jedes Teil oder jede Komponente des Systems kann so verändert oder eingerichtet werden, dass es zu den Arbeitsweisen eines Unternehmens passt und somit Flexibilität bei Markt- oder Prozessänderungen ermöglicht.
  • Cloud-Architektur: Zusammensetzbare ERP-Systeme nutzen häufig Cloud-Technologie, was bedeutet, dass sie über das Internet einfacher zugänglich, aktualisierbar und wartungsfreundlicher sind.
  • Fokus auf Best-of-Breed-Lösungen: Unternehmen können die besten Tools verschiedener Anbieter kombinieren, um eine Lösung zu schaffen, die optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, anstatt an das System eines einzigen Anbieters gebunden zu sein.

Vorteile von Composable ERP

  • Bessere Anpassung an die Geschäftsprozesse: Geschäftsprozesse sind entscheidend für die Auswahl und Implementierung der ERP-Komponenten. Unternehmen müssen sich intensiv mit Prozessdesign und -dokumentation auseinandersetzen und dafür Zeit investieren. Ohne einen definierten Prozessablauf ist die Auswahl und Implementierung eines Systems unmöglich. Dies gilt hier noch stärker als bei herkömmlichen ERP-Systemen. Dank der flexiblen Auswahl und Implementierung der Komponenten (wie Perlen an einer Kette) passt das System voraussichtlich deutlich besser zu den Geschäftsanforderungen.
  • Schnellere Wertschöpfung: Unternehmen können Teile des Systems schrittweise einführen, was den Prozess beschleunigt und Risiken reduziert.
  • Bezahlen Sie nur, was Sie nutzen: Unternehmen zahlen nur für die Teile, die sie benötigen, anstatt für ein komplettes, großes ERP-System.
  • Einfachere Aktualisierungen: Jeder Teil des Systems kann einzeln aktualisiert werden, ohne das Gesamtsystem zu beeinträchtigen.
  • Anpassungsfähigkeit: Unternehmen können sich schnell an Veränderungen im Markt oder in ihren Abläufen anpassen, indem sie Teile des Systems hinzufügen oder modifizieren.

Herausforderungen für die Kompositionsfähigkeit in ERP-Systemen (LNCE)

Es gibt zwei Arten von Herausforderungen für ERP LNCE, um als zusammensetzbares ERP-System zu gelten:

1. Technische Abhängigkeiten

Interdependenzen In Infor LNCE sind die verschiedenen Module (wie Finanzen, Fertigung, Lieferkette) eng miteinander verknüpft. So ist beispielsweise das Finanzmodul auf Fertigung und Lagerhaltung angewiesen, um Lagerkosten und Produktionsaufträge usw. zu verfolgen.

Die Datenintegration von ERP LN erfordert die Integration zahlreicher Stammdaten (wie Artikellisten und Finanzdaten). Daher ist es schwierig, nur einen Teil des Systems separat einzurichten. Geschäftsprozesse wie O2C oder P2P verbinden mehrere Module und nutzen vielfältige, verknüpfte Daten, wodurch eine Aufteilung dieser Prozesse in separate Komponenten sehr komplex wird.

als Legacy-Architektur eine Cloud-basierte Lösung und deren Bereitstellung, ermöglicht aber auch die Implementierung vor Ort. Die CE-Lösung hingegen bietet branchenspezifische Lösungen, beispielsweise für die Automobilindustrie und den Maschinenbau. Diese erfordern einen detaillierten Implementierungsansatz und eignen sich möglicherweise nicht für alle Branchen, selbst wenn sie derselben Branche angehören. Dies entspricht unter Umständen nicht direkt der Strategie eines zusammensetzbaren ERP-Systems.

Eingeschränkte Plug-and-Play-Funktionalität: Im Gegensatz zu vollständig modularen Systemen können Infor LNCE-Module aufgrund ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten nicht immer unabhängig voneinander verwendet werden. Beispielsweise ist für die alleinige Nutzung des Fertigungsmoduls die Einrichtung eines grundlegenden Finanzmoduls zur Erfassung von Finanztransaktionen erforderlich.

2. Prozessabhängigkeiten

Prozessabhängigkeiten: LNCE basiert auf vordefinierten Geschäftsprozessen. Die Prozesse sind also fest integriert und können angepasst, erweitert und modifiziert werden. Prinzipiell wurde die ERP-Anwendung jedoch bereits gemäß diesen vordefinierten Prozessen aufgebaut. Dies wirkt sich auf die Flexibilität bei der Konzeption und dem Aufbau des kundenspezifischen, modularen ERP-Systems aus.


Wie Infor LNCE mit den Konzepten von Composable ERP übereinstimmt

Infor LNCE ist zwar im Vergleich zu den theoretischen Definitionen von Composable ERP-Systemen nicht hundertprozentig „echt“, bietet aber dennoch wichtige Funktionen, die Unternehmen bei sorgfältiger Planung beim Aufbau eines flexiblen Systems unterstützen. Im Folgenden erläutern wir dies genauer:

  • Die modulare Kernarchitektur von Infor LNCE ermöglicht es Unternehmen, Module mit sorgfältiger Planung und minimalem Einrichtungsaufwand separat zu nutzen. Kernmodule wie Finanzen, Fertigung und Logistik – und sogar deren Submodule – lassen sich im Rahmen einer geschäftsprozessorientierten „Pick-and-Use“-Implementierungsstrategie implementieren und schrittweise skalieren.
  • Infor ION und OS: Infor ION ist als CE-Paket Teil von Infor OS und ermöglicht die Anbindung von LNCE an andere Systeme. Dies ist eine der wichtigsten Funktionen für die Implementierung einer modularen ERP-Strategie. Unternehmen können beispielsweise Infor LNCE mit CRM-Systemen wie Salesforce oder Datenanalysetools wie Tableau verknüpfen.
  • Phasenweise Einführung Obwohl das System gut integriert ist, kann Infor LNCE stufenweise eingeführt werden: Phase 1: Beginnen Sie mit Kernmodulen wie Finanzen, Fertigung und Lieferkette. Phase 2: Fügen Sie später erweiterte Funktionen wie Servicemanagement, Rückverfolgbarkeit oder Scanlösungen hinzu.
  • Infor Cloud Die Infor LNCE Cloud Suite ermöglicht es Unternehmen, neue Funktionen nach Bedarf schrittweise hinzuzufügen, ohne größere Störungen zu verursachen.
  • Die branchenspezifische CE-Lösung von Infor LNCE ist auf spezifische Branchen zugeschnitten und ermöglicht es Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren: Automobilzulieferer können sich auf Automobilaustausch, Fertigung und Lieferkette fokussieren. Luft- und Raumfahrtunternehmen können Projektmanagement, Service und Qualitätskontrolle priorisieren.
  • Prozessmodellierung integriert Prozessmodellierungs- und Anwendungsmapping-Tools sind integriert und unterstützen die Konzeption und Implementierung des ERP-Systems.

Unsere abschließenden Gedanken…

Infor LNCE ist zwar kein vollständig modulares ERP-System, bietet aber viele wichtige Funktionen wie Modularität, Cloud-natives Design und Integrationsmöglichkeiten, die es Unternehmen und Branchen ermöglichen, sich an den Prinzipien modularer ERP-Systeme auszurichten. Durch den Einsatz von Tools wie Infor ION und Funktionen wie Infor OS, die schrittweise Einführung und die Fokussierung auf branchenspezifische Implementierungen können Organisationen Infor LNCE flexibler, skalierbarer und anpassungsfähiger gestalten. Trotz bestehender Herausforderungen lassen sich diese durch sorgfältige Planung überbrücken, sodass Infor LNCE sich den Konzepten modularer ERP-Systeme annähern kann.

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Verfasst von Amit Kumar

3. Januar 2025