Große Macht bringt große Verantwortung mit sich: Ein Leitprinzip für die erfolgreiche ERP-Implementierung

Schon als Kind war ich von Superheldengeschichten fasziniert, und als ich zum ersten Mal den Satz „ Aus großer Macht folgt große Verantwortung “ aus dem Spider-Man-Film hörte, wurde er für mich zum Mantra der Charaktere, die ich bewunderte. Damals verstand ich weder die Bedeutung noch die Botschaft hinter diesem Satz, aber mit der Zeit begriff ich, dass er uns alle daran erinnert, unsere Fähigkeiten weise einzusetzen. Dieses Zitat ist eine einfache, aber kraftvolle Mahnung: Wer stark ist, muss beschützen, wer Wissen besitzt , muss es weitergeben und wer Ressourcen hat, muss teilen.
Heute arbeite ich als Lösungsarchitekt bei ERP-Implementierungen. Ich bin verantwortlich für die Leitung von Projekten und Lösungen, die Unternehmen Wandel und Wachstum ermöglichen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass das Zitat, das ich als Kind so bewundert habe, nicht nur für Spider-Man gilt, sondern für uns alle.
Als Berater und Partner auf dem Weg zur ERP-Transformation eines Unternehmens verfügen wir über weitreichende Möglichkeiten: die Macht der Technologie, der Prozessoptimierung und des strategischen Wandels. Doch diese Macht bringt eine enorme Verantwortung mit sich: Wir müssen nicht nur unsere Arbeit erledigen, eine Lösung liefern oder die Anforderungen erfüllen, sondern dies mit Planung, Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit tun. Diese Eigenschaften tragen gemeinsam zu durchdachten, nutzerzentrierten Implementierungen bei.
In diesem Artikel möchte ich erläutern, wie dieses zeitlose Zitat auf die einzelnen Phasen der Infor LNCE-Implementierung zutrifft. Ich werde dazu die Methodikphasen als Beispiel verwenden, die wir in verschiedenen Phasen des typischen Implementierungsprozesses einsetzen.
Aktivität einbeziehen: Vision und Verantwortung von Anfang an
Die Phase „Engagement“ markiert den Beginn des Projekts. Hierbei geht es darum, klare Projektziele zu definieren und den Projektumfang zu verstehen. Sowohl das Beratungsteam als auch das Unternehmen tragen gemeinsam die Verantwortung für die Planung, die Analyse des aktuellen Umfelds und die Entwicklung einer Vision für das ERP-System. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Definition des angestrebten Ergebnisses auf Basis der Unternehmensziele und der langfristigen Geschäftsstrategie. Das Beratungsteam hingegen regt das Unternehmen dazu an, neue Wege zu gehen und sich stärker auf das angestrebte Ziel als auf Funktionen und Features zu konzentrieren. Die Beratungspartner bringen ihre Expertise und ihre gewonnenen Erkenntnisse ein und definieren die Methodik, um branchenführende Praktiken zur Erreichung der Ergebnisse zu etablieren. Die Unternehmensführung stellt sicher, dass die Ziele mit der Geschäftsstrategie übereinstimmen. Eine frühzeitige Abstimmung und aktive Einbindung sind entscheidend, um eine zielgerichtete und auf langfristiges Wachstum ausgerichtete ERP-Implementierung zu gewährleisten.
Fragen Sie sich : Setzen wir uns klare Ziele und richten wir das Projekt an unserer langfristigen Wachstumsvision aus?
Einführungsphase: Definition des Rahmens und der Verantwortlichkeiten
Sobald die Vorbereitungsphase abgeschlossen ist und das Beratungsteam die Leistungsbeschreibung (SOW) für den Projektstart erstellt hat, beginnt die erste Implementierungsphase mit der Inception-Phase. In dieser Phase erarbeiten das Team (Beratungsteam und Organisation) den Projektrahmen und die Ausgangslage. Es wird ein klarer Fahrplan für den gesamten Implementierungsprozess erstellt. Die Berater bringen ihr Fachwissen ein, um die Projektstruktur anzupassen, während die Organisation die Ressourcen bereitstellt und zeitnah Entscheidungen trifft. Alle Beteiligten tragen die Verantwortung für den langfristigen Erfolg des Projekts, indem sie sicherstellen, dass alle grundlegenden Elemente für eine reibungslose Implementierung vorhanden sind.
Fragen Sie sich : Schaffen wir eine solide, verantwortungsvolle Grundlage, die den langfristigen Bedürfnissen des Unternehmens gerecht wird?
Ausarbeitungsphase: Lösungsentwicklung mit Verantwortlichkeit
Die Ausarbeitungsphase konzentriert sich auf die Erstellung des detaillierten Lösungsdesigns. In dieser Phase müssen das Beratungsteam und das Unternehmen eng zusammenarbeiten, um jeden Aspekt der Lösung detailliert zu definieren. Beide Parteien tragen die Verantwortung dafür, dass die Lösung mit den definierten Zielvorgaben des Unternehmens übereinstimmt und die individuellen Anforderungen erfüllt. Die Berater müssen maßgeschneiderte Empfehlungen aussprechen, während das Unternehmen offen für Prozessänderungen sein muss, die die Möglichkeiten des ERP-Systems voll ausschöpfen.
Fragen Sie sich: Entwerfen wir eine Lösung mit Blick auf langfristige Skalierbarkeit, Transparenz und Flexibilität?
Bauphase: Festlegung der Bau- und Konfigurationsdetails
In der Konstruktionsphase wird die Lösung gemäß den in der Ausarbeitungsphase entwickelten Spezifikationen erstellt und konfiguriert. Diese Phase umfasst die Softwarekonfiguration, die Entwicklung von Anpassungen und die Systemintegration basierend auf den definierten Anforderungen. Der Fokus liegt auf Systemkonfiguration, Programmierung und Datenmigration. Das Beratungsteam setzt seine technische Expertise ein, um sicherzustellen, dass das System die funktionalen Anforderungen erfüllt und validiert gleichzeitig Integrationspunkte und Datenflüsse. Die Rolle des Unternehmens besteht in der aktiven Mitarbeit, um die Bereitstellung von Ressourcen für Tests, Feedback und Systemoptimierungen zu gewährleisten. Diese Phase beinhaltet auch Komponententests und die Validierung einzelner Komponenten, um sicherzustellen, dass alles wie erwartet funktioniert.
Fragen Sie sich: Konfigurieren wir das System gemäß den Designvorgaben, testen wir es gründlich und stellen wir sicher, dass es den Anforderungen der Organisation hinsichtlich Skalierbarkeit, Funktionalität und Leistung entspricht?
Übergangsphase: Validierung und Nutzerakzeptanz durch Empathie und Ehrlichkeit
Die Übergangsphase konzentrierte sich primär auf die Validierung des Systems und die Sicherstellung einer erfolgreichen Nutzerakzeptanz. Es ging nicht nur um Technologietests, sondern auch darum, die Nutzer auf den Wandel vorzubereiten. Empathie spielte in dieser Phase eine entscheidende Rolle. Die Berater arbeiteten eng mit den wichtigsten Anwendern zusammen, um die Nutzerakzeptanztests (UAT) durchzuführen, und das Team schulte die Endnutzer, damit diese sich sicher fühlten und bereit waren, das neue System zu nutzen. Feedback war hierbei unerlässlich, und das Team schuf ein offenes Umfeld, in dem die Nutzer Bedenken und Anregungen äußern konnten.
Parallel dazu arbeitet das Team auf den offiziellen Go-Live hin und stellt sicher, dass alle notwendigen Konfigurationen, Datenmigrationen und Integrationen abgeschlossen sind und wie erwartet funktionieren. Ziel ist ein reibungsloser Übergang mit minimalen Beeinträchtigungen im Live-Betrieb. Sowohl das Beratungsteam als auch das Unternehmen müssen sich weiterhin dafür einsetzen, alle nach dem Go-Live auftretenden Herausforderungen zu bewältigen und bereit sein, alle notwendigen Anpassungen vorzunehmen, um das System an den Geschäftszielen auszurichten.
Fragen Sie sich: Bieten wir den Nutzern die Schulungen und die Unterstützung, die sie für ihren Erfolg benötigen? Haben wir das System gründlich getestet und sichergestellt, dass es ihre Erwartungen und Anforderungen erfüllt? Sind wir bereit, das System nach der Inbetriebnahme weiterhin zu betreuen und es an die Weiterentwicklung des Unternehmens anzupassen?
Optimierungsphase: Kontinuierliche Unterstützung und Verbesserung
Die Optimierungsphase ist der eigentliche Arbeitsschritt nach dem Go-Live. In dieser Phase ist es entscheidend, sicherzustellen, dass das System weiterhin den vordefinierten Zielwert liefert und für neue Anforderungen im Zuge der Unternehmensentwicklung gerüstet ist. Bei jeder Implementierung reicht die bloße Bereitstellung des Systems nicht aus; vielmehr sind kontinuierliche Unterstützung und Überwachung für den langfristigen Erfolg unerlässlich. In dieser Phase müssen Beratung und Unternehmen eng zusammenarbeiten, um Probleme zu beheben, zusätzliche Schulungen anzubieten und Bereiche zu identifizieren, in denen das System mit dem Unternehmenswachstum kontinuierlich verbessert werden kann. Der Fokus liegt darauf, das ERP-System als Asset zu betrachten, das sich an neue Herausforderungen und Geschäftsbedürfnisse anpasst.
Fragen Sie sich: Sind wir voll und ganz darauf ausgerichtet, das System zu optimieren, damit es sich an zukünftige Herausforderungen anpasst und ein wertvolles Gut bleibt?
Schlussbetrachtung: Eine verantwortungsvolle und dauerhafte Partnerschaft
ERP-Implementierungen bringen viele Veränderungen für ein Unternehmen mit sich. Das ist zwar faszinierend, kann aber auch herausfordernd und anspruchsvoll sein. Doch gerade diese Herausforderungen bieten Unternehmen die Chance, nachhaltige Veränderungen zu bewirken. So wie uns der Spruch „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“ im Alltag leitet, dient er uns auch in der ERP-Welt als Mahnung. Die Macht der Technologie geht mit der Verantwortung einher, sie weise, vorausschauend, verantwortungsbewusst, empathisch und integer einzusetzen.
Durch die Berücksichtigung dieser Werte in jeder Phase der Infor-Methodik können Berater und Organisationen gemeinsam ein skalierbares und sich weiterentwickelndes ERP-System aufbauen, das den heutigen Anforderungen gerecht wird, gleichzeitig die Herausforderungen von morgen antizipiert und flexibel genug ist, um diese zu bewältigen.
Verfasst von Amit Kumar
11. November 2024