Automatisierte Inventur: Wie Drohnen manuelle Zählungen überflüssig machen

In unseren ersten beiden Artikeln haben wir das ERP als „Dirigenten“ etabliert und untersucht, wie Augmented Reality (AR) und autonome mobile Roboter (AMR) als „Instrumente“ fungieren, um das Kommissionieren zu revolutionieren.
Nun kommen wir zum gefürchtetsten Prozess in der Logistik: der jährlichen physischen Inventur .
Seit 30 Jahren ist dies in der Automobil-, Industrie- und Architekturbranche ein langsamer, teurer und gefährlicher Vorgang, der oft einen kompletten Betriebsstillstand erfordert. Teams mit Scannern und Scherenhubwagen verbringen Tage damit, Behälter manuell zu zählen, was menschliche Fehler und hohe Risiken mit sich bringt.
Drohnen, eine Technologie, die keiner Vorstellung bedarf, sind mittlerweile ausgereift und werden eingesetzt, um dieses spezielle Problem zu lösen.
Die Inventurzählung bei ausgeschaltetem Licht
Das neue Verfahren läuft autonom ab. Außerhalb der Geschäftszeiten oder nachts fliegt eine Flotte autonomer Drohnen vorgeplante Routen durch das Lager.
Mithilfe von Computer Vision und Scannern navigieren sie durch die Gänge, scannen Paletten- und Standort-Barcodes und erfassen Artikel-, Chargen- und Mengeninformationen aus Höhen, die von Hand nicht sicher erreichbar sind.
Die wichtigsten Vorteile sind:
- Sicherheit: Es beseitigt vollständig das Risiko für Bediener, die in der Höhe arbeiten.
- Geschwindigkeit: Ein Lagerhaus, dessen Zählung ein Team 3 Tage kostet, kann von Drohnen in 5-6 Stunden gescannt werden.

Einsätze in der Praxis
IKEA (Einzelhandel/Vertrieb)
Dies ist der neue Standard für großflächige Einsätze. Seit 2021/2022 arbeitet IKEA weltweit mit Verity an autonomen Inventurdrohnen.
Deren Anwendungsfall ist die Bestandszählung sowohl bei eingeschaltetem als auch bei ausgeschaltetem Personal, wobei die Drohnen rund um die Uhr Seite an Seite mit den Mitarbeitern im Einsatz sind.
Das Ergebnis: IKEA erreicht täglich eine nahezu hundertprozentige Bestandsgenauigkeit, .
Dadurch werden die Mitarbeiter von einer anstrengenden, manuellen und risikoreichen Aufgabe entlastet und können sich auf wertschöpfendere Tätigkeiten konzentrieren.
Mehr Infos hier : Ikea verbessert die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI-gestützter Drohne.
Geodis (3PL/Logistik)
Geodis, ein globaler 3PL-Anbieter, setzt ebenfalls autonome Drohnen (in Partnerschaft mit Unternehmen wie Deltadrone) für die Bestandsverwaltung ein.
Die Herausforderung besteht darin, riesige Hochregallager für mehrere Kunden zu verwalten.
Das Ergebnis: Sie nutzen Drohnen, um außerhalb der Geschäftszeiten Inventuren durchzuführen. Sie erreichten eine nahezu hundertprozentige Inventurgenauigkeit , eliminierten die Notwendigkeit von Wochenendarbeit und beseitigten vor allem die Sicherheitsrisiken, die mit dem Betrieb von Aufzügen durch Personal in großer Höhe verbunden sind.
Mehr Informationen hier : Expertise in Lagerhaltung und Mehrwertlogistik.
Weitere logistische Einsatzmöglichkeiten für Drohnen
Während die automatisierte Bestandsverwaltung die primäre im internen Lager darstellt, werden Drohnen auch in angrenzenden Logistikfunktionen intensiv eingesetzt:
- Yard Management: Ausfliegen außerhalb des Lagers, um Container oder Anhänger auf einem großen Gelände zu scannen und zu identifizieren, wodurch die manuellen Kontrollen durch „Yard Jockeys“ ersetzt werden.
- Externe Sicherheit: Autonome Sicherheitspatrouillen rund um den Perimeter großer Logistikparks.
- Zustellung auf der letzten Meile: Der bekannte Anwendungsfall der direkten Paketzustellung an Endkunden.
Walmart und Amazon verfolgen diesen Ansatz intensiv und nutzen Drohnen als Hochgeschwindigkeits-Lieferfahrzeug.

Wie Infor LN die Daten verwaltet
Eine Drohne ist lediglich ein Hochgeschwindigkeits-Datensammler: Die eigentliche Intelligenz liegt in der Integration.
Die Software der Drohnenflotte wird nicht und sollte nicht zu einem zweiten Warenwirtschaftssystem werden. Das ERP-System bleibt der zentrale Steuermann und die alleinige Datenquelle.
Hier ist der integrierte Arbeitsablauf:
- Datenerfassung: Die Drohne fliegt ihre Mission und erfasst die Daten: Standort-A-1-1, Artikel-X, Los-123, Menge-100.
- Datenaufnahme: Diese Datendatei wird über eine API an Infor LN übertragen.
- Automatischer Abgleich: LN erfasst diese Daten, um automatisch einen Zykluszählungsauftrag . Das System vergleicht dann die physische Zählung (von der Drohne) mit der Systemzählung (LN-Lagerbestand).
- Der Vorteil: Um 8:00 Uhr beginnt der Lagerleiter keine Inventur, sondern überprüft eine bereits abgeschlossene Zählung.
Das System zeigt ihm die Abweichungen zur Genehmigung an.
Die Aufgabe des Teams reduziert sich von der Zählung des gesamten Lagers auf die Untersuchung eines Teils davon.
Von Jahresabonnements bis hin zu Abonnements auf Abruf
Die Integration von ERP und Drohnen verändert den Business Case grundlegend.
Die physische Inventur ist nicht länger eine kostspielige jährliche Störung, sondern ein bedarfsorientierter, automatisierter Prozess.
Verfasst von Andrea Guaccio
21. November 2025